Tierschutz

Liebeskummer,Trennung und Tod: Nicht romantisch und auch nicht sportlich! Taubenwettflüge…

Wie funktionieren eigentlich „Taubenwettflüge“? Ist es nicht erstaunlich, wie die Züchter die Tiere dazu bewegen, bis zur völligen Erschöpfung enorm weite Strecken zurück zu legen? Tagesstrecken von 700 Kilometern? Die Auflösung ist so einfach wie schockierend:

Damit die Tauben Höchstleistungen erbringen, die ihre Kräfte aber häufig übersteigen, wenden ihre Halter perfide Methoden an.

Für die Wettflüge nutzen Taubenhalter die Treue der Tiere aus. Tauben sind ihrem Heimatschlag, ihrem Partner und ihrem Nachwuchs überaus verbunden. Taubenpärchen bleiben ihr ganzes Leben zusammen und die Verbindung ist sehr innig. Was tut also eine Taube, die ihrem Partner entrissen, von ihrem Nachwuchs entfernt und sich weit weg vom sicheren Heimatschlag in völlig unbekannter Umgebung wiederfindet? Richtig! Sie wird versuchen, wieder dorthin zurückzukehren, wo sich befindet, was sie mehr liebt, als ihr eigenes Leben. Sehnsucht, Liebeskummer und Sorge um den Nachwuchs, dient der „Leistungssteigerung“ ungemein.

Jan lucas
(Bildrechte: Jan Lukas Wolf)

Die Halter machen sich die Verzweiflung ihrer Tiere zunutze, möglichst schnell zurück in ihr Heim und zu ihren Familien fliegen zu wollen. Wer diesen Sport als „romantisch“ bezeichnet, hat vielleicht einen entscheidenden Punkt nicht verstanden:

Bei der „Witwermethode“ werden Taubenpaare voneinander getrennt. Diese Methode hat sich nach Angaben von Züchtern flächendeckend für das „normale Flugprogramm“ durchgesetzt.   Die „Nestmethode“ umschreibt die Trennung eines Elternteils vom Partner und dem bereits geschlüpften Nachwuchs. Beides bedeutet für die Tiere enormen Stress.

Experten gehen davon aus, dass zwischen 10 und mehr als 50 Prozent der Tauben, die zu Wettflügen weit von ihrem Heim weg transportiert werden, nicht zu ihrem Schlag, ihrem Partner, ihrem Nachwuchs zurückkehren.  Sie stranden als heimatlose Tiere auf den Straßen fremder Städte, landen im Tierschutz, die meisten von ihnen sterben qualvoll.

Marc Martinez
Gestern erst Zugeflogen und heute das..Abgemagert und Schwach! Immerhin musste das Kerlchen nicht hungrig sterben. Grade ein Jahr alt laut Ring… Bildrechte: Marc Martinetz

Halter und Veranstalter  finden das durchaus vertretbar. Sie kalkulieren diese „Verluste“ ein. Schließlich geht es bei diesem „romantischen Sport“ nicht um die Tiere, sondern um Auszeichnungen und Preise.

Es sind Hunderttausende Tauben, die jedes Jahr einen qualvollen Tod auf den Wettflügen erleiden.  Dehydration, Erschöpfung, Verletzungen…oder sie verhungern in einer unserer Innenstädte. Tauben, die es gerade noch nach Hause geschafft haben  sind oft an Körper und Seele gebrochen.“

Doch selbst wenn sie die Tortur überstanden haben, selbst wenn sie wieder in ihren Schlag, zu ihrem Partner zurück gefunden haben: Heimgekehrte Tauben sind ihres Lebens nicht sicher, denn das offizielle Zuchtziel des Verbandes Deutscher Brieftaubenzüchter zielt auf körperliche Leistungsfähigkeit und die Erlangung von Spitzengeschwindigkeiten von 130 km/h ab. Tiere, die diese Leistungen nicht erbringen konnten oder mangelnden Orientierungssinn zeigen, die sich verflogen haben, werden von den Haltern getötet. Das Töten der ausgesonderten Tauben geschieht übrigens bei vollem Bewusstsein. Der Hals der Taube wird lang gezogen und der Kopf wird umgedreht. Die Hinrichtung  wegen mangelnder Leistung wird vom Züchter selbst durchgeführt.

Man mag von diesem Sport halten, was man mag: Mit Tierliebe und Romantik hat er nichts zu tun. 

Die einfühlsamen und intelligenten Vögel werden zur Wegwerfware degradiert. Bitte gebt ihnen eure Stimme, damit nie wieder Tiere bei dem Versuch sterben müssen, zu ihren Lebenspartnern und Jungen zurückzufinden.

Quellen: PETA
(1) Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.: Tierschutz im Brieftaubensport. Merkblatt 121. Juli 2009, S. 3.
(2) Von Taubenzüchtern werden Verlustraten von 10 Prozent angegeben. Aus: Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.: Tierschutz im Brieftaubensport. Merkblatt 121. Juli 2009, S. 13. In einer Studie „Beitrag zur Ermittlung von Kennzahlen zu Verlusten bei Wettflügen von Brieftauben (Untersuchungszeitraum: 2004-2008) vom April 2009“ kritisieren Dr. Warzecha und seine Kollegen den jährlichen Setzverlust von 931.475 Alttauben und Jährlingen (65%) und 793.532 Jungtauben (53%).
(3) http://www.vogelforen.de/showthread.php?155300-Ich-brauche-einen-Rat-f%FCr-2008!!/page2 Zugriff am 26. März 2013
(4) Hirt/Maisack/Moritz: Kommentar zum Tierschutzgesetz, 2. Auflage 2007, § 3 Rn7.
(5) Gemäß den Zuchtzielen des Verbandes von 2007 sollen Eintagesstrecken bis zu 700 km bzw. Übernachtflüge mit einer an zwei Tagen zurückzulegenden Höchstentfernung von 1.300 km bewältigt werden. Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.: Tierschutz im Brieftaubensport. Merkblatt 121. Juli 2009, S. 4.

 

 

 

4 Gedanken zu „Liebeskummer,Trennung und Tod: Nicht romantisch und auch nicht sportlich! Taubenwettflüge…“

  1. Das habe ich mich immer schon gefragt: Warum fliegen sie? Solange Menschen von Tieren profitieren können, tun sie es. Solange das so ist, werden wir Tierschützer einen schweren Stand haben.

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  2. Sie haben es trefflich auf den Punkt gebracht, Frau Schneider. Diese von vielen Mitbürgern als romantisch empfundene Unsitte des Tauben-„Sports“ ist eine Schande für eine zivilisierte Zone, die von sich behauptet, das „beste Tierschutzgesetz der Welt“ zu haben. Nur zwei wichtige Aspekte sollten Erwähnung finden: 1. das sogen. Stadttauben-Problem, was sich ausschließlich aus nicht mehr zurückgekehrten „Brieftauben“ und deren Nachkommenschaft ergibt – verbunden mit Hunger Tod und Vergiftungsaktiionen. 2. das Verhalten etlicher Taubenzüchter gegenüber EU weit streng „geschützten“ Greifvögeln wie Wanderfalke und Habicht – vernunden mit illegalen Abschüssen, Fallenfan und Vergiftungen, denen auch weitere Greifvögel zum Opfer fallen (Infos z. B. unter http://www.komitee.de/content/aktionen-und-projekte/deutschland/greifvogelverfolgung/aktuell).

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