Seelenmarzipan, Tierschutz

Weil Du es mir wert bist …

Liebe Lotta,

als ich das erste Mal mehr über Dich erfuhr, war ich erstaunt…Hübsch und anmutig fand ich euch Gänse schon immer aber ich hatte keine Ahnung, wie liebenswert und intelligent ihr seid. Ihr bleibt eurem Partner ein Leben lang treu, ihr trauert, wenn euer Partner oder ein Mitglied eurer Gänsefamilie stirbt,  eure soziale Intelligenz ist erstaunlich und wenn ein Mensch sich die Zeit nimmt, euch etwas Aufmerksamkeit zu schenken, dann wird er feststellen, wie ihr durch unterschiedliche Laute und Bewegungen miteinander kommuniziert, wie fürsorglich ihr euch um Schwächere in der Gruppe kümmert, wie liebevoll ihr den Nachwuchs groß zieht und wie gerne ihr badet, die meiste Zeit im Wasser verbringt und frisches Gras auf der Wiese zupft …wenn man euch lässt.

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Seit Gänsebraten, Daunen, Gänsestopfleber und Co das Einzige sind, was die meisten Menschen mit euch verbinden und dabei völlig außer Acht lassen, wer ihr seid und wie ihr eigentlich leben möchtet, seit ihr eigentlich nur noch in Massenhaltung vegetiert, gibt es die Gänsemama, die schützend ihre Flügel über den Nachwuchs ausbreitet, nur noch im Märchenbuch.

Etwa eine Million Gänseküken schlüpfen jedes Jahr in Deutschland aber das sind nur ca 15 Prozent des „produzierten Gänsefleisches“.  Der Löwenanteil kommt aus Ungarn, Polen und 95 Prozent der weltweiten Gänse leiden und sterben in China unter Bedingungen, die so grauenhaft wie unfassbar sind.

„Intensive Gänsehaltung“ nennt sich das Ganze, wenn Tausende Tiere in geschlossenen Ställen niemals Tageslicht oder gar das geliebte Wasser zu sehen bekommen. Auch Käfige mit Spalten und Gitterböden sind üblich und eure schmerzhaften Beinverletzungen werden dabei gerne in Kauf genommen, der Verbraucher weiss das nicht…und selbst wenn er es wüsste… wie bei allen wirtschaftlich genutzten Tieren steht einzig der Gewinn im Vordergrund, Geiz ist geil…

Da sich unter solchen Bedingungen auch Tiere nicht unbedingt wie gewünscht vermehren, wird künstliche Besamung eingesetzt. Ihr werdet an Flügeln, Kopf und Hals fixiert, eure Angstschreie hört niemand. Der »Inseminator« führt das Besamungswerkzeug entlang seines Fingers in die Kloake ein. Auch wenn die Geschlechtsteile bei eurer Gattung „Kloake“ genannt werden, sie bleiben trotzdem verletzlich und empfindsam und daher wehrt ihr euch gegen den Schmerz. Daher gibt es noch ein „verbessertes Verfahren“ wo ihr auf den Rücken gedreht und fixiert werdet.  Züchter wissen, dass ihr dann aus Angst regelmäßig Kot absetzt, was die Gefahr für Infektionen erhöht aber dafür gibt es schließlich Antibiotika. Ausbrüten dürfen die Gänsemütter ihre Eier natürlich auch nicht, das übernehmen Automaten.

Um noch mehr Bruteier zu erhalten, verdunkeln einige Gänsezuchtbetriebe die Ställe für einen ganzen Monat. Ihr lebt einen ganzen Monat in völliger Dunkelheit. So versuchen sie, eine zusätzliche Legeperiode zu stimulieren. Man schreibt dazu, es wird vermutet, dass diese „Massnahme“ euer Wohlbefinden als „Augentiere“ beeinträchtigt. Ja, das vermute ich auch, 30 Tage im engen Stall in der Dunkelheit…was soll man dazu sagen?

Gänsestopfleberproduktion ist in Deutschland zwar verboten aber für den Gaumenkitzel wird eure krankhaft vergrößerte Leber einfach importiert und schon ist das Problem gelöst. Gleich über der Landesgrenze darf dann deinen Leidensgenossen mittels eines Rohrs jeden Tag so viel Nährbrühe in den Magen gepumpt werden, bis der Magen platzt oder die Schnäbel brechen oder bis sie einfach vor Angst schier wahnsinnig werden, wenn sie jeden Tag in dem engen Käfig, bewegungsunfähig am Hals eingezwängt, auf die nächste Folter warten müssen, bis der Tod sie erlöst. Viele Tiere sterben lange vor der eigentlichen „Schlachtreife“ und dieser Tod ist eine Gnade, wenn man bedenkt, welche Torturen sie erdulden müssen, bis die Leber so verfettet und aufgeschwollen ist, dass sie den Ansprüchen des Gourmets auf dem Teller genügt.  Fast jeder weiss, wie Gänsestopfleber produziert wird…aber …so leid es mir tut…den meisten ist das gleichgültig. Sie finden, ihr Genuss ist euer Leiden wert.

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Die „Delikatesse der Verzweiflung“ :Gänsestopfleber Bildquelle: PETA

Als ich dann noch lernte, dass Federn und Daunen auch lebenden Gänsen ausgerupft werden, war ich erst einmal sprachlos. Gänse in der Stopfleberproduktion werden meist vor Beginn der Zwangsfütterungsphase und Zuchtgänse insgesamt sogar bis zu 15 Mal in ihrem Leben zu diesem Zweck genutzt.

Werden euch noch durchblutete Federn aus der Haut gerissen, entstehen blutige Verletzungen der Haut und große Schmerzen. Das Ganze erfolgt im Akkord und man kann sich vorstellen, wie dabei mit euch umgegangen wird, wenn ihr vor Angst und Schmerzen kreischt,  sechs bis zwölf Minuten pro Gans… da kann schon einmal ein Flügel brechen…oder ein Beinchen… es läuft als Kollateralschaden mit.

Aber noch schlimmer ist das maschinelle Rupfen. Es führt zu schlimmen Hautverletzungen und Schmerzen. Das Ausrupfen der Rückenfedern ist besonders schmerzhaft, denn dafür ist ein größerer Kraftaufwand, ein gewisses Maß an Brutalität nötig. Anschließend werden die klaffenden Fleischwunden meist ohne tierärztliche Kontrolle und Schmerzmittel grob genäht.  Das ist in der EU eigentlich verboten. Dennoch ist diese Praktik in einigen europäischen Ländern Europas, Ungarn, Polen…immer noch üblich.

Aber die Menschen sorgen sich auch um euch, oder besser gesagt, um euer kostbares Gefieder. Am Abend vor dem Rupfen gibt es kein Futter mehr. Das soll verhindern, dass ihr vor Angst und Schmerz erbrecht oder unkontrolliert Kot absetzt und das Gefieder verschmutzt.

Es ist…wie so vieles,… eigentlich verboten, euch für diese schlimmen Prozeduren an Hals oder Flügel zu tragen aber passiert ständig und ihr verbringt dann den Rest eurer Tage mit schmerzhaften Fehlstellungen, ausgerenkten Gliedern und herunter hängenden Flügeln. Denn wenn ihr euch aus Angst und Panik wehrt, biegt man euch brutal den Kopf unter den Körper. So seid ihr wehrlos. Das führt bereits vor dem eigentlichen Rupfen zu  Stress, schweren Verletzungen und Knochenbrüchen.

All das tut mir wahnsinnig leid, liebe Lotta. Und ich denke, ich muss Dir nicht extra versichern, dass ich seither…seit ich all das erfahren habe, …weder Gänsebraten noch Daunen und schon gar keine Stopfleber konsumiere… weil Du es mir wert bist!

Ich versuche den Menschen nahe zu bringen, welches unendliche Leid das „Ganserl Essen“,  die  „Martinsgans“, die Daunenjacke und vor allem die Gänsestopfleber bedeutet …und ich schäme mich dafür…was wir Dir und deinen wunderschönen, intelligenten und liebenswerten Artgenossen antun… „Weil wir es uns wert“ sind und weil ihr keine Stimme habt. Lass mich Deine Stimme sein, Lotta… vielleicht hört uns jemand  ❤

 

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Weil DU es mir wert bist ❤

Info/Quelle:  PETA, Albert Schweizer Stiftung

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Quelle. PETA Stopfen für Gänsestopfleber
daunen
Quelle: PETA :  Daunen
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Quelle: Vier Pfoten/Greenpeace ( Martinsgänse)

2 Gedanken zu „Weil Du es mir wert bist …“

  1. Gänsestopfleder und Daunen braucht heute keiner mehr.
    Vielleicht begreifen Menschen eines Tages, dass Tiere auch leidensfähig sind – bei der Entwicklung heutzutage habe ich allerdings längst meine Zweifel.
    Die Spezies Mensch ist längst in Richtung „Idiocracy“ unterwegs – wenn du den Film kennst.

    Aber wer weiß, vielleicht geschieht eines Tages ja auch ein Wunder.

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  2. Es gibt soviele Tiere, nicht nur Gänse, die unter Umständen leben müssen, die nicht lebenswert sind. Heutzutage sind Tiere Produkte, Hauptsache man kann damit Geld verdienen. Mittlerweile schreit die Bevölkerung nach Tierwohl, dort wo sie wohnt. Denn dann muss man das Leid ja nicht persönlich mitbekommen, man kann ja alles Importieren und das finde ich traurig. Jeder will Tierwohl, aber nicht mehr dafür bezahlen, denn das sind Mehrkosten. Da will man dann trotzdem alles so billig wie möglich. Denn Nahrungsmittel haben wir ja im Überfluss und das Geld muss ja reichen für mein neues Iphone.
    Ich persönlich finde es mittlerweile ein Armutszeugnis der Gesellschaft. Vor allem die Augen zu verschließen, nur weil es nicht direkt vor der Haustüre passiert.

    Die Tiere tun mir alle unglaublich Leid, leider kann man nicht jeder Tier retten, sonst wäre ich die Erste die alle diese „Ställe“ ausräumen würde.

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