Chance, Seelenmarzipan, Tierschutz

Das Todes-Shelter von Almyros. Ich habe heute noch Gänsehaut, wenn ich daran denke

Vielleicht möchtet ihr gerne einmal nachlesen, wie der aktuelle Stand unseres Projekts „Mission impossible“ ist.

Das Todesshelter von Almyros – eine Bilanz

Februar 2021, ein Shelter mit ca. 300 Hunden in einer abgelegenen Gegend, dessen Betreiberin plötzlich verstarb, die Hunde blieben unversorgt zurück, durchweg alle krank, hungernd, ausgemergelt, schwach und dem Tode näher als dem Leben. Vermutlich fehlten schon länger die Mittel für Futter und medizinische Behandlung dieser riesigen Anzahl von Hunden, die in den Verschlägen mehr oder weniger nur verwahrt wurden. Nur ihr verzweifeltes lautes Gebell, dass von zufällig vorbeikommenden Passanten wahrgenommen wurde, sorgte dafür, dass private Tierschützer auf die dramatische Situation aufmerksam wurden. Vielleicht erinnert ihr Euch noch an das erste erschütternde Video, das Eri uns im März 2021 schickte, in dem sie mit tränenerstickter Stimme die furchtbaren Zustände dort schilderte. Die hartgesottene Eri, die sonst nichts so schnell umwirft, stand wie alle anderen Helferinnen und Helfer unter Schock und nahm einen der Hunde sofort mit nach Hause, der als mittelgroßer Hund nur noch 7 Kilo wog und die nächsten Tage nicht überlebt hätte.

Puh, das war groß, so groß, dass die Freiwilligen vor Ort keine Chance hatten, das alleine zu schaffen. Es war auch so groß, dass ein kleiner Verein wie Frieden für Pfoten e. V. es auch nicht hätte alleine schaffen können, aber aufgeben war keine Option. Es gelang über Kontakte und Vernetzungen und eine gut koordinierte Zusammenarbeit, eine Welle der Hilfsbereitschaft und Unterstützung loszutreten, die uns überwältigte und es möglich machte, sich den gigantischen Herausforderungen dieses Projektes zu stellen.

VETO – Tierschutz stellte aus seinen Beständen sofort 6 Paletten mit Futter zur Verfügung und viele Menschen spendeten über VETO zusätzlich Futter, so dass ein riesiger Truck mit 15 Paletten Futter auf den Weg gebracht wurde! Unsere Aufrufe erbrachten genug Spenden, um alle 300 Hunde mit Medikamenten für die verschiedenen Krankheiten wie Leishmaniose, Babesiose, Ehrlichiose, Dirofilaria und Herzwürmer zu versorgen. Die Freiwilligen vor Ort leisteten zusammen mit den Tierärzten über Monate konstant großartige Arbeit und die Hunde erholten sich.

Die große Herausforderung war, für alle Hunde Adoptionen oder zwischenzeitliche Unterbringungen in anderen privaten Sheltern zu finden, da klar war, dass diese Tierhölle mittelfristig nur dem Erdboden gleich gemacht werden konnte. Außerdem beanspruchte der Erbe das Grundstück. Die ersten Hunde fanden Familien in Griechenland, weitere wurden von privaten Sheltern aufgenommen und später auch ins Ausland vermittelt. Jeder Hund, der diesen schrecklichen Ort verlassen konnte, machte das Herz der Freiwilligen vor Ort wieder etwas leichter. Im Sommer 2021 schien alles auf einem guten Weg. Es waren noch 110 Hunde in Almyros und es wurde weiter fleißig und erfolgreich an Adoptionen gearbeitet.

Von Anfang an war klar, dass unser kleiner Verein kein langfristiges Projekt zusätzlich zu den bestehenden Projektverpflichtungen übernehmen konnte, deshalb schauten die Freiwilligen selbst nach weiteren Unterstützern und Spendern. Der Kontakt wurde sporadisch, das letzte, was wir hörten war, dass das Shelter noch bis Juni 2022 genutzt werden dürfe, danach müssten alle nicht vermittelten Hunde zurück auf die Straße. Im Sommer 2021 schien das noch eine lange Zeit, in der viel passieren und erreicht werden könnte.

Bei einem kürzlichen Kontakt mit Akrivi, einem Mitglied aus dem Freiwilligen-Team, fragten wir nach, wie eigentlich der Stand der Dinge in Almyros ist. Waren alle Hunde vermittelt? Dieser furchtbare Ort inzwischen geschlossen? Sie gab uns einen Bericht über die Entwicklungen, die sich im letzten Jahr für uns eher hinter den Kulissen abgespielt haben. Im Oktober 2021 hatten sie durch eine Organisation die Möglichkeit, Hunde auch nach England zu vermitteln. Die Adoptionen in Griechenland waren eingebrochen, weil im Shelter zunehmend die größeren Hunde zurückblieben, über 20 Kilo, und die Menschen in Griechenland bevorzugten eher die kleineren Hunde. So war man froh, die größeren Hunde nach England vermitteln zu können. Adoptionen ins Ausland sind allerdings mit wesentlich mehr Aufwand und Kosten verbunden. Die Hunde mussten vollständige Blutuntersuchungen, Impfungen und Behandlungen, Röntgenbilder und Zahnsanierungen nachweisen, die Leinenführigkeit trainieren und lernen, mit Menschen in einem Haus zu leben, nachdem sie zum Teil jahrelang in dunklen Verschlägen und vergitterten Gehegen gehaust hatten. Die Freiwilligen nahmen diese Hunde zusätzlich zu ihren eigenen Tieren für einige Zeit bei sich zuhause auf oder bezahlten aus eigener Tasche Pflegeplätze für diesen Zweck. Dann mussten die Transportkosten nach Athen und ins Ausland gestemmt werden. Es hatte sich in diesem einen Jahr ein Schuldenberg allein für Tierarztkosten von über 1800 Euro angesammelt, der allen Beteiligten schlaflose Nächte bereitete. Und es fiel Akrivi und ihren Teamkolleginnen nicht nur ein Stein oder ein Felsen, sondern ein ganzes Gebirge vom Herzen, als Frieden für Pfoten ihr mitteilte, dass der Verein durch eine größere Spende in der Lage war, diese Kosten komplett zu begleichen.

Wie ist der Stand in Almyros heute? Im Juni sollten die noch verbleibenden Hunde, es waren noch 43, zurück auf die Straße. Akrivi traf sich mit dem Vize-Bürgermeister und dem Besitzer des Grundstücks. Diese waren sehr beeindruckt von der bisherigen Arbeit und den unermüdlichen Bemühungen der Freiwilligen und haben daraufhin die Zeit, die das Grundstück noch genutzt werden darf, um ein Jahr bis Juni 2023 verlängert. Die Gemeinde stellt inzwischen sogar Futter für das Projekt zur Verfügung und bezahlt die Mikrochips für die Hunde. Kürzlich wurden noch einmal 6 Hunde vermittelt, so dass zum jetzigen Zeitpunkt noch 37 Hunde in Almyros verbleiben. Das sind leider die schwierigen Fälle – groß, schon älter, Leishmaniose-krank, traumatisiert, phobisch oder auch aggressiv. Bei 20 Hunden besteht noch eine kleine Chance, dass sie mit viel Arbeit besser sozialisiert und an erfahrene Hundehalter vermittelt werden können. Eine Frau aus Österreich hat zwei Almyros-Hunde adoptiert, einer war extrem phobisch, aber sie ist eine gute Hundetrainerin und konnte mit ihm daran arbeiten. Sie hat vor, ab Ende Oktober bis Weihnachten noch einmal nach Almyros zu kommen und mit so vielen Hunden wie möglich zu trainieren, um deren Chancen auf eine Adoption zu verbessern. So gibt es in dem ganzen Elend doch immer wieder Lichtblicke und die Daumen sind gedrückt, dass für die Hunde, die jetzt noch in Almyros sind, auch noch eine Lösung gefunden wird.

Es ist unmöglich, sagte der Verstand, wegschauen geht nicht, sagte das Herz und alle krempelten sinnbildlich die Ärmel hoch und fingen einfach an. Wege entstehen dadurch, dass wir sie gehen! (Antonio Machado, spanischer Lyriker) Unsere Helden und Heldinnen sind all die Freiwilligen vor Ort, die Helferinnen und Helfer, die Tierärztinnen und Tierärzte, die 20 Monate lang im Dauereinsatz nicht aufgegeben haben und auch weiterhin nicht aufgeben, bis hoffentlich irgendwann der letzte Verschlag und das letzte Gehege leer ist. Wir sind dankbar für die unglaubliche Unterstützung der Community bei diesem Projekt und die schnelle Hilfe durch VETO-Tierschutz, als es galt, die Hunde vor dem Hungertod zu retten. Es ist unglaublich, was möglich ist und dass auch ein so großes Rad gedreht werden konnte, weil so viele auf so viele Arten und Weisen mitgeholfen haben.

Danke, dass wir diese scheinbare Mission Impossible und die Rettung der Hunde mit Euch zusammen angehen konnten, danke für jeden Euro, jeden Sack Futter, für jede helfende Hand, für jedes Liken, Teilen und Vernetzen für dieses einzigartige Tierschutzprojekt!

Diese Bilanz ist eine kurze Zusammenfassung, die ganze Dokumentation mit allen unglaublichen Geschichten und Aktivitäten, Bildern und Videos könnt ihr nachlesen unter https://www.friedenfuerpfoten.org/notfall-shelteralmyros

***************************************************************

Almyros ist überall, die Not ist überall. Wir freuen uns, wenn Ihr uns auch weiterhin unterstützt, damit wir weiter helfen können

Frieden für Pfoten e.V.

IBAN | DE41 4306 0967 1181 4659 00

BIC | GENO DEM1 GLS

Paypal | info@friedenfuerpfoten.org

Verwendungszweck: Notfalltopf

Almyros-Shelter

Dankeschön liebe Maren Haack für diese Zusammenfassung. ❤

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..