Es ist kein Geheimnis, dass es um die seelische Gesundheit unserer Bevölkerung nicht gut bestellt ist. Während die einen ihre seelischen Nöte mit Depression und Rückzug zum Ausdruck bringen, tragen andere ihren Schmerz nach aussen, werden aggressiv und gewalttätig.
Natürlich tragen auch Umweltfaktoren dazu bei. Auch das Gehirn möchte, genau wie die Muskeln, ordentlich ernährt werden, damit die Botenstoffe, die über unsere Gefühlswelt entscheiden, ihre Arbeit tun können. Was wir jeden Tag an denaturierten, künstlichen und teilweise sogar giftigen Substanzen als Nahrung anbieten und was wir nicht mehr anbieten obwohl unser Körper und unser Gehirn sie dringend benötigen würden, das ergibt keine gute Bilanz. Eigentlich muss man sich wundern, dass unser Körper und unsere Seele überhaupt so duldsam und widerstandsfähig sind. Aber viel wichtiger erscheint mir der Einfluss von Aussen, der schleichend alles an Vertrauen, an Werten und Mechanismen zerstört, die unserer Seele Halt geben.
Zu Millionen pilgern wir an Orte und zu Landschaften, die idyllisch sind und naturbelassen. Wir schwelgen in Filmen, in denen üppig und phantasievoll dekoriert und Tradition gelebt wird … während wir unsere tägliche Umwelt architektonisch so gestalten, als käme sie aus einem düsteren Science Fiction Film, wo wir alte Bauten mutwillig zerstören und durch Schuhkartonarchitektur ersetzen, wo wir lieber genormt und minimalistisch wohnen, wo wir artenarm und mit viel Beton gärtnern. Das wirkt sich auch auf die Seele aus.
Wir haben in unserem Bestreben nach Vielfalt und Gleichmacherei völlig vergessen, wie wichtig Vaterfiguren für das Gefühl von Sicherheit und Stärke sind, wie wertvoll und unersetzlich die Wärme und Zuwendung einer Mutter wirkt, wenn eine kleine Kinderseele stark und widerstandsfähig werden soll. Stattdessen wird überall die institutionelle Erziehung angepriesen, stattdessen lehrt man uns, wie toxisch „Männlichkeit“ doch ist und dass die ausschließliche Beschäftigung mit Familie und Kindern minderwertige Arbeit für Frauen sei. Aus der freien Wahl, wie man sein (Familien)-Leben individuell gestalten möchte, wurde eine gesellschaftliche Doktrin.
Wir haben mittlerweile Zugriff auf unendlich viel Wissen aber wir haben kein Vertrauen mehr. Nicht mehr in die Politik (was ich niemandem verübeln kann ), nicht mehr in die sogenannten „Expertenaussagen“, zumindest nicht, wenn diese Experten von der Regierung oder von Lobbys bezahlt werden, was man leider nie genau weiß. Wir haben größtenteils kein Vertrauen mehr in die Regeln der abendländischen Religionen, stattdessen haben die Ideologien übernommen, uns zu diktieren, was wir denken und tun sollen. Wir können heute keinem Foto, keiner Nachricht mehr vertrauen, weil mittlerweile alles dank perfekter Technik gefälscht sein könnte, nichts ist mehr da, das uns Halt gibt.
Wir müssen mittlerweile um alle Basics des Lebens bangen, um die persönliche Freiheit und körperliche Unversehrtheit, um Frieden, um den Arbeitsplatz, um das Ersparte, um individuelle und existentielle Mobilität, um Wohnung, das eigene Häuschen. Selbst vor dem Alter muss man nun Angst haben. Denn jeder darf sein, wer und was er sein möchte, nur alt darf man nicht werden.
Alter wird nicht mehr gern gesehen und es werden jeden Tag neue Ideen publiziert, wie man die Alten am erfolgreichsten aus dem öffentlichen Leben entfernen könnte, wo sie mehr für sich beanspruchen, als ihnen nach Meinung der neuen Generationen zusteht, wo sie zunehmend nur noch als Kostenfaktor und Ärgernis gesehen werden. Da jeder weiß, dass er einmal alt sein wird, gesellt sich diese neue Angst subtil zu all den anderen existentiellen Ängsten und Unsicherheit hinzu.
In einer Welt, die vor wenigen Jahren etwas normaler war (was ist schon „normal“? Vielleicht sollte ich dieses Wort durch „berechenbar“ ersetzen), in einer Welt die unbestritten wärmer, individueller und stabiler war, hatten die Seelen eine ungleich bessere Chance, gesund zu bleiben. Nun sind wir alle mehr oder weniger im Angst und Kampf Modus. Das bemerken auch unsere Kinder. Sie spiegeln uns.
Daher bleibt wohl nur eine Option, um unserer Seele etwas Gutes zu tun:
Tankt sie auf mit schönen Dingen, mit Natur, mit Musik, Kunst und Architektur, mit warmherzigen Begegnungen, mit Umarmungen und Stabilität. Wenn eure Umwelt nicht stabil agiert, dann tut ihr es. Wenn ihr niemandem mehr vertraut, dann ist das vielleicht gar keine so schlechte Idee, in den jetzigen Zeiten. Aber sorgt dafür, dass man EUCH vertrauen kann.
Sagt, was ihr denkt und tut, was ihr sagt.
Lebt eure Vorlieben und eure Werte, verteidigt sie, steht für sie ein, auch wenn sie „Old School“ oder als „ewig gestrig“ im Neusprech diffamiert werden.
Haltet eure Versprechen.
Seid wertschätzend im Umgang mit anderen. Immer.
Ganz gleich was euch Politik und Medien vormachen, die neuerdings alle Bürger in Gruppen dividieren, Spaltung und Hass vorantreiben und befinden, wo wertschätzender Umgang angebracht ist und wo nicht, was wichtig ist, und was nicht, wem etwas zusteht und wem nicht … Wir wissen mittlerweile, dass sich diese Einteilung schnell ändern kann .
Wertschätzender Umgang miteinander, früher nannte man es „Höflichkeit“, ist unglaublich wichtig für unsere seelische Gesundheit, genau wie Stabilität, Integrität und Werte. Auch wenn der Großteil der Welt diese Fähigkeiten verlernt hat oder ihnen keinen Wert mehr beimisst.
Mit etwas Glück wird man sich irgendwann wieder darauf besinnen, denn tief in unserer Seele sind wir alle Kinder, die nach dem Guten streben.
Die Hoffnung stirbt zuletzt