Meine Spezialdiät – nicht zur Nachahmung empfohlen

Himbeereis aus frischen Gartenhimbeeren mit einem Topping aus Marzipanmus und Kokosflocken, dazu einen leckeren Kakao, mit extra Fettanteil in der Milch. (die Barista Editions unter den Pflanzenmilchen ergeben eine besonders satte Konsistenz), was will man mehr? In Sachen Kalorien ist das jetzt nicht so der Burner, wenn man nicht vorhat, das Ganze irgendwann wieder abzutrainieren, was ich nicht hatte trotzdem tauchte ich den Löffel genussvoll ein und hörte nebenher Sprachnachrichten ab:

Die täglichen Feedbacks unserer Pflegestellen und Partner, die von unserem Verein Frieden für Pfoten e.V. mit finanziellen Mitteln für ihre wertvolle Arbeit versorgt werden. Die Quintessenz daraus leite ich jeweils an die zuständigen Teamkolleginnen weiter.

Nachdenklich nippte ich am Strohhalm, während ich Evropis Schilderungen verfolgte, die kürzlich so viele kranke und dringend behandlungsbedürftige Kätzchen gefunden hatte, dass sie am Ende die Nachbarn mit einband, um Pflegeplätze zu finden. Bei den meisten geht es um das Augenlicht. Die typischen Infektionen bei hungrigen und heimatlosen Katzen auf der Straße. Mit Antibiotika leicht behandelbar. Ansonsten zerfrisst die Infektion die Augen, bis nur noch blutige Masse übrig bleibt und mittels OP entfernt werden muss. Einigen wird wohl noch rechtzeitig geholfen werden können, einige benötigen leider die OP. Ich antworte ihr, dass wir uns darum kümmern werden und schreibe sofort eine Nachricht in den Vorstandschat, ob und wie viel Mittel wir dafür an unsere Partnerorganisation weiterleiten können.

Dann öffne ich Renas Nachrichten, es sind viele.

Ein Täubchen mit gebrochenem Flügel, das sie gerade noch rechtzeitig vom Fahrbahnrand aufgelesen hat, es kam bei Anima unter, die sich um Wildtiere kümmern und es wird bald wieder fliegen können. Kein Handlungsbedarf für mich. Dann geht es weiter.

Ein Kätzchen, dem – vermutlich durch Fremdeinwirkung -, ein Draht um das Beinchen gewickelt wurde – die Schmerzen mag man sich nicht vorstellen, als das Bein langsam abstarb und wegfaulte – es wurde aufgenommen und ist bereits operiert. Amputation, ganz oben an der Wurzel. Klaffende Wunden, schmerz- und schreckensgeweitete Augen auf den Bildern, die Großansicht der OP Wunden und die traurige Gewissheit, dass ein Täter wohl niemals gefunden oder gar bestraft werden wird. Ich rühre gedankenverloren in meinem Kakao, überschlage die OP Kosten im Kopf und höre weiter ab.

Rena führt aus, was allein in letzter Zeit an Gewalt, Perversität und Verrohung gegenüber wehrlosen Tieren stattfand.

An der Stelle , an der sie erzählte, wie ein junger Mann ein hungriges Kätzchen anlockt, um ihm dann seine Bierflasche über den Kopf zu ziehen, die Schilderung, wie seine Partnerin daneben sitzt und lacht … ist mir der Appetit vergangen. Er war übrigens freiwilliger Helfer beim Zivilschutz, wo sich zum Glück viele Menschen per E-mail meldeten, die das nicht so lustig fanden.

Ich bin nicht Buddah, nicht so gelassen und menschenfreundlich wie er. Daher krampft mein Magen immer weiter, daher werde ich beständig wütender, bei jeder neuen Schilderung. Die Versorgung der Tiere, die durch die ständig zunehmenden Gewalttaten mittels Luftgewehr verletzt wurden, -heimatlose und wehrlose Straßentiere geben ein besonders beliebtes Ziel für sadistische A++chlöcher ab, beenden den heutigen Austausch.

Mir ist nur zu gut bekannt, auf wie vielen Röntgenbildern in Tierkliniken mittlerweile Schrotkugeln und andere Munition auftauchen. Die Opfer sind arglos, sie können sich nicht wehren, sie können nicht von ihrem Leid erzählen.

Und wenn es so wäre: Wen interessiert es? Sie erhalten keine Sensationsschlagzeilen.

Mein Himbeereis zum Frühstück war mittlerweile geschmolzen. Der Appetit war mir jedoch sowieso vergangen. Nachhaltig.

Noch ein paar Nachrichten nach hier und nach da, um das Team upzudaten– ein kurzer Blick auf die aktuellen Tagesnachrichten und in meinen Blog, ob wieder einmal jemand Ärger macht, ob Facebook etwas moniert und ob ich auf Nachrichten antworten möchte, oder muss – dann war es an der Zeit, in den Tag zu starten. Ohne Frühstück, aber mit einer ordentlichen Portion Verachtung und Zynismus im Bauch, nachdem ich gelesen hatte, womit sich der Rest der Menschheit gerade wieder beschäftigt.

Die effektivste Diät, ever – jedoch nicht zur Nachahmung empfohlen.