Es gab eine Zeit, da war mein Leben ziemlich in Ordnung. Ales was ich wollte, war endlich tun, worauf ich schon mein ganzes Leben, eigentlich viel zu lange, gewartet hatte…ich wollte gerne schreiben!
Ich hatte einen Blog erstellt, ich hatte bereits die ersten Kapitel-Entwürfe meines ersten Romans skizziert und die Bandbreite der Themen, die mich so beschäftigten, die war wirklich groß…wie die Auswahl der Bücher in meiner kleinen Bibliothek.
Wirklich, auch wenn das einige kaum glauben können aber da ging es nicht um Tierschutz sondern angefangen von Mode über Quantenphysik, Politik, zu den Rosenkriegen und der Geschichte Englands, über die Charts der neuesten House Mixe aus Ibiza oder den Oscars in Hollywood, gab es wenig, das mich nicht interessierte. Alles in allem waren es positive Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, auch wenn mir damals bereits viel durch den Kopf ging. Zum Beispiel wie man Tieren helfen könnte.
Einer der ersten Artikel in meinem Blog war sofort ein Volltreffer. Es war ein Tierschutz Artikel. Zig tausendfach geteilt, hunderte Zuschriften, Veröffentlichungen auf großen Plattformen und daraus entwickelte sich erst eine Facebook Seite, dann eine Facebook Gruppe und dann ein Verein. Das ist erst dreieinhalb Jahre her und würde man mich heute wohl fragen, ob ich es noch einmal tun würde… Vielleicht wäre die ehrliche Antwort: Tierschutz? Nein, Danke! Bin ich wahnsinnig? Zumindest wäre das meine Antwort, an Tagen , wie heute.
DER SCHMERZ
Wie beschreibe ich das gigantische Ausmaß der Gräuel, der Grausamkeit, der Boshaftigkeit der Menschen, die ich seither erfahren habe? Wie kann ich die unzähligen Bilder von verstümmelten, ausgemergelten, geprügelten, verbrühten, erfrorenen, verdursteten, verhungerten, gepeinigten, bestialisch gequälten Tiere hier veranschaulichen, ohne dabei selbst den Verstand zu verlieren, wenn ich sie ins Gedächtnis rufe? Das menschliche Gehirn ist gar nicht in der Lage, das zu verarbeiten, nicht wenn es halbwegs „normal“ ,empathisch tickt, von der Seele wollen wir hier gar nicht reden.
DER HASS
Niemals, niemals in meinen schlimmsten Fantasien, hätte ich für möglich gehalten, wozu Menschen fähig sind, wie oft es passiert und was passiert…was wir Tieren jeden Tag weltweit antun. Jetzt weiss ich es…den Großteil jedenfalls, und ich habe begonnen, die Menschen dafür zu hassen und zu verachten.
DER ÄRGER
Niemals, in meinen kühnsten Albträumen, hätte ich für möglich gehalten, mit wie vielen Idioten, Wichtigtuern, krankhaften Narzissten, Lügnern, Neidern, Dummköpfen und Nervensägen ich mich jeden Tag würde befassen müssen und wie viele es von ihnen gibt, wie unverschämt sie sind und wie rücksichtslos. In meinem privaten Leben halte ich sie mir vom Leib, aber jetzt muss ich mich den Großteil meiner Zeit mit ihnen arrangieren, um den Tieren zu helfen. Ja, ich bin immer höflich aber ich bin nicht immer nett, nicht privat! Im Tierschutz muss ich das sein !
DIE TRAUER
Niemals, in meinen dunkelsten Nächten hätte ich für möglich gehalten, wie viel Trauer ich bewältigen müsste, wenn ich diesen Weg wähle. Ich habe die vergangenen drei Jahre öfter geweint, als die letzten 30. So viele Verluste, so viel herzzerreißendes Leid, von Mensch und Tier, die Hilflosigkeit, die Ungerechtigkeit, der Schmerz, die Wut, die unendliche Trauer, wenn man nach langem Kämpfen doch loslassen muss, wenn man den Kampf verliert, nicht wieder gut machen kann, was andere den Tieren angetan haben, wenn der Tod schneller ist… manchmal habe ich keine Tränen mehr und schalte auf Automatik: „Oh, nein. Schrecklich! Tut mir leid. Aber so ist das Leben. Weiter zur Tagesordnung“ Und doch fühlt es sich im tiefsten Inneren an, als ob meine Seele mit jeder schlimmen Nachricht Stück für Stück wegbröckelt, ersetzt von etwas Schwarzem, Dunklen, das sich wie ein erdrückender Mantel über mein inneres Leuchten legt.
DER ZEITAUFWAND
Niemals, in meinen ambitioniertesten Plänen hätte ich vermutet, wie zeitintensiv die Arbeit im Tierschutz ist. Acht Stunden pro Tag scheinen viel aber ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich mit so wenig Zeiteinsatz auskomme. Unter dem Strich sind es im Schnitt eher 12, 14 manchmal 16 Stunden. Der Verein sitzt immer in meiner Handtasche und im Kopf, liegt mit im Bett, fährt mit Auto, selbst bei einem Geschäftstermin oder auf einer Party bleibt er nicht Zuhause. Die endlosen Stunden am Schreibtisch haben meine Halswirbel und meine Augen übel mitgenommen, alles kommt zu kurz, wirklich alles, denn wenn es darum geht, Futter, Geld, ein Zuhause zu ermöglichen, wird alles zurück gestellt. Was ist wichtiger als Leben und Glück für die Ärmsten der Armen? Glück, dass ich ihnen durch meinen guten Willen und mit meiner Zeit schenken kann…oder auch nicht. Wenn nicht, dann sterben sie. As simple as that. Wenn das keine Motivation ist, durchzuhalten?
DIE VERBUNDENHEIT
Aber ich hätte auch niemals so viele wunderbare neue Freunde gewonnen. Richtige Freunde, nicht nur virtuell, auf die Distanz. Menschen, die mir sehr viel bedeuten und die mich wachsen ließen, von denen ich lernte und die ich im Gegenzug lehrte. Wir sind zusammen gewachsen und zusammengewachsen ❤ Heute könnte ich mir ein Leben ohne den Austausch mit ihnen, nicht mehr vorstellen. Würden wir nicht Tiere retten, würden wir wahrscheinlich viel Geld zusammen verdienen, so eingespielt und professionell ist dieses Team, das hier wie in Athen unglaublich tolle und kreative Dinge ersinnt, das arbeitet bis zum Umfallen, damit unsere Tiere satt werden. Ja, wir wären eine richtig coole Firma. 🙂 Aber jetzt sind wir eben die Happyend Fabrik… und vieles mehr, und wenn ich daran denke, muss ich lächeln. The same kind of crazy…
Tierschutz? Lieber nicht! … manchmal wirklich ein verlockender Gedanke. Aber dafür ist es längst zu spät. Wie kann man all das wissen, was ich mittlerweile weiss…und nicht helfen wollen? Heute ist einfach nur ein schlimmer Tag … zu viel Tod und zu wenig Lachen und zu wenig Musik. Daran muss ich wieder ein wenig arbeiten, meint Luna
❤
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